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Ursachen und Formen der trockenen Haut

Wenn die Haut verrückt spielt

Sie spannt, manchmal schuppt sie und zeigt schnell Fältchen. Trockene Haut stellt Kosmetikerinnen vor grosse Herausforderungen. Hier lesen Sie, was es mit diesem Hauttyp genau auf sich hat und was Sie zu beachten haben.

Ein grosser Teil der Bevölkerung leidet an trockener Haut. Auch wenn es keine genauen Zahlen gibt, gehen Experten davon aus, das s allein in Deutschland einige Millionen Menschen davon betroffen sind. Typisch für trockene Haut (Xerosis Cutis) ist, dass sie zu viel Wasser verliert, weniger Talg produziert und eine verminderte Menge an Schweiss abgibt. Die Haut wirkt zwar matt und ist oft feinporig, allerdings spannt sie leicht und neigt sehr früh zu feinen Knitter und Trockenheitsfältchen. Der Hauttyp trockene Haut ähnelt dem der empfindlichen Haut und tritt oft bei folgenden Ekzemen auf: dem vererbten Ekzem (Neurodermitis) sowie dem Austrocknungsekzem. Doch was sind die Ursachen dafür? Trockene Haut kann durch äussere (exogene) oder innere (endogene) Faktoren verursacht werden. Zu häufiges Waschen, beruflicher Kontakt der Haut mit Reinigungsmitteln, Feuchtigkeit oder Chemikalien zählen zu den äusseren Faktoren, aber auch die Witterung oder UV-Licht nehmen Einfluss auf den Zustand der Haut. Zu den inneren Faktoren zählen erbliche Veranlagung, Alter, hormonelle Einflüsse, Geschlecht, Hautoder Stoffwechselerkrankungen wie z.B. Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus). An einer atopisch-trockenen Haut mit Neigung zu Neurodermitis leiden übrigens etwa 15 Prozent der Bevölkerung.

Wer hat damit zu kämpfen?

Trockene Haut ist ein weit verbreitetes Phänomen. Im Laufe des Lebens kann sich der Hauttyp mehrmals ändern, denn der Grundzustand der Haut ist einem ständigen Wandel unterworfen. Die Neigung zu trockener und feuchtigkeitsarmer Haut ist in bestimmten Lebensphasen oder Jahreszeiten stärker ausgeprägt als in anderen. Besonders häufig leiden Kinder unter zehn Jahren und ältere Menschen unter trockener Haut. In der Pubertät klagen 80 bis 90 Prozent der Jugendlichen eher über fettige Haut. Mit 60 Jahren ändert sich das: Nun geben 80 Prozent der Befragten an, ihre Haut sei eher trocken und nur noch 20 Prozent würden ihren Hauttyp als fettig oder unrein bezeichnen. Auch das Geschlecht spielt eine Rolle: Männer haben eher fettigere Haut, trockene Haut ist bei ihnen meistens die Ausnahme. Hintergrund: Die Talgproduktion und -ausscheidung wird durch die männlichen Hormone gesteuert und stimuliert. Gleichzeitig besitzen Männer mehr Talgdrüsen. Diese sind grösser und produzieren mehr Hautfett als die der Frauen. Pro zehn Quadratzentimeter Hautoberfläche produzieren Männer täglich 2–3 mg Talg, Frauen hingegen nur etwa 1,5 mg. Männerhaut ist somit in der Regel fettiger und grossporiger. In fast allen Altersgruppen ist deshalb der Anteil der Frauen mit trockener Haut deutlich stärker ausgeprägt.

Im Winter leidet die Haut

Auch Temperatur und Jahreszeit nehmen Einfluss auf den Zustand der Haut. Selbst Menschen, die im Sommer eine unproblematische Haut haben, können im Winter plötzlich über ein unangenehm trockenes Hautgefühl klagen. Etwa ein Drittel bis zur Hälfte der Menschen leiden im Winter unter trockener Haut. Ein strenger und langer Winter ist selbst für Menschen mit fettiger Haut eine Strapaze, für Menschen mit trockener Haut kann er zu einer Qual werden. Ein Grund dafür ist die extrem trockene Winterluft, denn je niedriger die Temperatur ist, desto weniger Feuchtigkeit befindet sich in der Atmosphäre. Das veranlasst die Haut, vermehrt Flüssigkeit nach aussen abzugeben. Doch nicht nur an Feuchtigkeit mangelt es der Winterhaut, auch die Talgdrüsen reagieren auf das Klima und produzieren weniger Hautfette. Sinkt die Temperatur unter acht Grad Celsius, stellen sie ihre Tätigkeit sogar fast völlig ein. Mehrere (patho)physiologische Ursachen sind für die Entstehung trockener Haut verantwortlich:

·         ein verstärkter transepidermaler Wasserverlust, d.h. die vermehrte Abgabe von Feuchtigkeit aus derHaut

·         ein Mangel an Hautlipiden (Hautfett)

·         ein Mangel an hauteigenen Feuchthaltefaktoren (Harnsäure, Hyaluronsäure etc.)

Richtige Pflege ist ein Muss

Trockenheit ist also ein deutliches Zeichen dafür, dass der Feuchtigkeits- und Fetthaushalt der Haut gestört ist. Bei diesem Hauttyp ist in der Regel die Talgproduktion verringert. Da das Hautfett normalerweise die Verdunstung hauteigener Feuchtigkeit verhindert, kann die Haut gleichzeitig Feuchtigkeit schlechter speichern. Auf falsche Pflege, Ernährungsfehler und Umwelteinflüsse reagiert die trocken-feuchtigkeitsarme Haut schnell gereizt und empfindlich. Pflegefehler, die der robuste fettige Hauttyp oder die Mischhaut problemlos wegstecken, lässt die trockene Haut nicht so leicht durchgehen. Die tägliche Reinigung, das Entfernen des Make-ups, zu heisses Duschen oder ausgiebige Bäder sind für die trockene Haut oft eine enorme Belastung. Zwar ist eine zu intensive Reinigung auch für andere Hauttypen belastend, aber die fettigere Haut kann die gestörte Hautbarriere rasch wieder selbst reparieren. Anders bei der trockenen Haut: Entfettende Reinigungsprodukte, alkoholhaltiges Gesichtswasser oder häufige Peelings können die schützende Hautbarriere besonders nachhaltig beschädigen.

Das Ergebnis: Die Haut kann Feuchtigkeit noch schlechter speichern, Trockenheit und Irritierbarkeit nehmen weiter zu. Vergleichen lässt sich die Barriere der Haut mit einer Ziegelmauer: Nur wenn genügend Mörtel (Hautfette, Lipide) die Ziegelsteine (Hautzellen) miteinander verbindet, ist die Mauer stabil. Werden mehr Hautlipide durch Wasser, Make-up-Entferner oder Seife herausgelöst, als sich nachbilden können, wird die „Mauer“ brüchig und verliert ihre Widerstandsfähigkeit.

Wie pflegt man am besten?

Die erste Massnahme ist, die Belastungsfaktoren für die Haut so gering wie möglich zu halten, d.h. zu intensives Reinigen und Entfetten so gut wie möglich zu vermeiden. Der zweite Schritt ist eine ausreichende Versorgung der Haut mit Fett und Feuchtigkeit. Um bei trockener Haut eine weitere Beschädigung der „Hautmauer“ zu vermeiden, sollten zur Reinigung möglichst Produkte gewählt werden, die auf entfettende Inhaltsstoffe wie Tenside, Detergenzien oder Emulgatoren weitgehend verzichten.

Die verwendeten Pflegeprodukte sollten sowohl den Fett- als auch den Feuchtigkeitsgehalt der Haut erhöhen. Eine gute Rückfettung erzielt man mit Wasser-in Öl- Emulsionen. Diese lipophilen Cremes weisen einen hohen Fettgehalt auf, der durch einen Fettfilm die Verdunstung von Wasser verzögert und so verhindert, dass weitere Feuchtigkeit verloren geht.

Harnstoff hält feucht

Trockene Haut kann Feuchtigkeit schlechter binden. Das geringe Wasserbindungsvermögen hängt mit einem Mangel an natürlichen Feuchthaltefaktoren zusammen. Bei den meisten Formen trockener Haut ist die Harnstoff-Konzentration um bis zu 50 Prozent geringer als in gesunder Haut. Je niedriger der Harnstoffgehalt, desto grösser ist der Verlust an Hautfeuchtigkeit (transepidermaler Wasserverlust). Daneben spielen aber auch Aminosäuren und Lipide eine Rolle für die Feuchtigkeitsbindung der Haut und den transepidermalen Wasserverlust (TEWL). In der trockenen Haut des Atopikers lässt sich zusätzlich eine Störung des Fettsäure-Metabolismus nachweisen. Auffallend ist ein Mangel an Gamma-Linolensäure in der Epidermis. Diese Fettsäure zählt zur Gruppe der Omega-6-Fettsäuren. Bei Atopikern sind dadurch Menge als auch Zusammensetzung der Barrierelipide gestört. Hintergrund: Die Barrierelipide befinden sich zwischen den Hornzellen der Epidermis und sind quasi der „Mörtel“ der Hautmauer. Sie bilden – wenn sie intakt sind – eine Schutzschicht, die vor Feuchtigkeitsabgabe nach aussen schützt.

Dem Harnstoffmangel kann man am besten durch Urea-haltige Pflegeprodukte entgegenwirken. Konzentrationen von drei bis fünf Prozent werden meist gut vertragen, können aber bei empfindlicher Haut brennen. Der Mangel an Gamma Linolensäure lässt sich sowohl von innen durch die Einnahme von Nachtkerzenöl als auch äusserlich durch Gamma-Linolensäurehaltige Pflegeprodukte ausgleichen.

Prof. Dr. Michaela Axt-Gadermann – Die Hautfachärztin und Buchautorin hat sich spezialisiert auf derm. Kosmetik, Lasermedizin, natürliche Heilverfahren, Akupunktur und Anti-Aging (www.bleibjung.de).

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