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Foto: Angelina Bambina/shutterstock.com
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Seit über einem Jahr leben wir nun schon mit der COVID-19-Pandemie. Was Anfang letzten Jahres noch unvorstellbar schien, wurde zur neuen Normalität. Nach unserer letzten Umfrage vor einem Jahr, möchten wir nun noch einmal wissen: Wie ist es Ihnen ergangen? Welche Veränderungen wurden durch die Pandemie angestossen?

Foto: Autorin
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Katharina Beer, Inhaberin CREACOSMETIC, Kriens


„Nach dem ersten Lockdown habe ich mich schnell wieder gefangen, und das Arbeiten unter Einhaltung des Schutzkonzeptes wurde zur Normalität. Da in unserem Kosmetikinstitut die Hygienemassnahmen bisher schon eine wichtige Rolle spielten, war es leicht, diese umzusetzen. Da ich ein optimistischer und lebensfroher Mensch bin, haben mich die Diskussionen vor Weihnachten um einen erneuten Lockdown nicht aus der Ruhe gebracht. Dieses positive Gefühl übertrug ich mit Sicherheit auf meine Kundinnen, sodass ich keine Umsatzeinbussen verzeichnen musste.


Ich überdachte trotz allem mein Konzept und habe einige tolle Ideen, die ich in der nächsten Zeit umsetzen werde. Verglichen mit anderen Branchen, ist es der Kosmetikbranche nicht schlecht ergangen. Die Arbeit hat sich insofern geändert, dass aufgrund kurzfristiger behördlicher Massnahmen, nicht geplant werden konnte. Die Behandlungen und auch der Verkauf in meinem Institut waren bis Ende Januar weiterhin auf einem guten Ergebnis. Ich hatte einen richtig guten Neukundenzulauf. Dies führe ich darauf zurück, dass ich durch die Krise kreativer wurde.


Negativ war, dass ab Anfangs Februar dieses Jahres Anfragen und Terminbuchungen nur schleppend vorankamen. Viele meiner E-Mails brachten wenig Rückmeldungen – ich vermute, das liegt daran, dass viele Menschen der Pandemie müde sind. Die sich immer wieder ändernden Massnahmen führen dazu, dass die Menschen träge und unmotiviert sind. Um auf dem Laufenden zu bleiben und den Kunden optimal zu pflegen, gilt es, seine Arbeit immer wieder zu hinterfragen. Vielleicht sind bisher angebotene Behandlungen und Konzepte nicht mehr so gefragt? Es gilt, die Energie positiv umzusetzen, um erfolgreich zu sein.

Dazu gehört auch, sich vermehrt in den sozialen Medien einzubringen, um die Menschen für die Gesunderhaltung ihrer Haut und für ihr Wohlbefinden zu sensibilisieren. Insofern haben sich die Bedürfnisse geändert, dass die Kundinnen vermehrt die Motivation von aussen benötigen, um sich etwas Gutes zu tun. Der persönliche Kontakt, sei es in einem Anruf oder durch ein kleines Überraschungsgeschenk, wird meiner Meinung nach immer wichtiger vor allem in dieser Krise. Die Pandemie hat sicherlich viele Kosmetikinstitute in Bedrängnis gebracht, sodass es zu einer Zäsur der Branche kommen wird. Doch wie überall werden sich Qualität und Empathie für die Kunden durchsetzen.“

Foto: Autorin
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Lovela Rohrbach, Inhaberin des Beautystudios Lovelaholic, Chur

„Diese besondere Situation brachte auch etwas Gutes mit sich: Zeit für sich selbst. In den letzten Monaten war ich stets gesund und fühlte mich immer in Sicherheit. So konnte ich mich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren. Ich nutzte diese Chance, um über das Leben nachzudenken. Die Pandemie half mir dabei, ein neues Bewusstsein zu schaffen. Ich verstand, dass eine vollständige Kontrolle lediglich eine Illusion war. Seitdem gebe ich in jeder Hinsicht mein Bestes und akzeptiere jeden Tag genauso wie er kommt. Ich heisse jede Situation herzlich willkommen – so fühle ich mich leicht und frei.


Die Corona-Pandemie hat sich nicht negativ auf meine Arbeit ausgewirkt. Im Gegenteil: Nach dem Lockdown freute ich mich übermässig, meine Passion wieder ausleben zu dürfen und meinen Kunden so ihren Alltag freudvoller zu gestalten. Mein Herzblut, das ich in meine Tätigkeit stecke, hat zu langjährigen Kundenbindungen geführt, und dies zahlt sich in solchen Situationen aus. Mittlerweile steigt die Neukundenzahl sogar an, und auch das Interesse an meinen Schulungen für Wimpern und Nägel steigt stetig.


Meine hohen Ansprüche bin ich dank des Virus losgeworden. Ich gehe nun leichter an die Dinge heran. Die Situation eröffnete auch die Chance, gewisse Veränderungen zu veranlassen und Routineabläufe zu überdenken. Es haben sich einige Herzensprojekte in mir angekündigt, die ich derzeit gestalte, um sie zu verwirklichen.
Einige neue Lösungsansätze ergaben sich eigenmächtig durch die verschiedenen Massnahmen, die der Bund auferlegt hatte. „Lovelaholic“ wurde Corona-gerecht umgestaltet, damit ich meinen Kunden weiterhin ein Sicherheitsgefühl vermitteln kann.


In dieser speziellen Zeit habe ich die unterschiedlichsten Stimmungen meiner Kunden hautnah miterlebt, zudem die traurigsten Nachrichten mitgefühlt. Und trotz der grossen Unsicherheit der Kunden habe ich die Verbundenheit immer wahrgenommen. Ich fühle mich sehr wertgeschätzt und bin unendlich dankbar für jede Unterstützung, die ich bekommen habe. Ein herzliches Dankeschön an alle meine Kunden. Ebenfalls dankbar bin ich für die finanzielle Unterstützung des Kantons Graubünden.


Und noch eine positive Veränderung: Die Treatments für Wimpern und Nägel haben zugenommen. Durch das Tragen der Schutzmasken werden die Augen in den Fokus gerückt. Dies lässt sich nun mit dem ultimativen Wimpernaufschlag unterstreichen. Genauso wie das Händedesinfizieren, rücken auch die Nägel in den Mittelpunkt.


Mein Schlusswort: Solange man seine Passion ausleben darf und eine unterstützende Familie und enge Freunde hinter einem stehen, hat man in diesem Leben schon gewonnen.“

Foto: Autorin
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Alexandra Wolf Haug, Geschäftsführerin und Inhaberin der ARCOS Internationale Kosmetikfachschule, St. Gallen

„Die Pandemie hat unsere Kosmetikfachschule ARCOS vor einem Jahr von heute auf morgen vor eine grosse Herausforderung gestellt.
Die didaktische Gestaltung des Lernangebotes, die Art der Bereitstellung von Lernmaterialien und die Wahl der Kommunikationsform mussten grundlegend angepasst und der Unterricht völlig anders gestaltet werden. Die praktischen Fächer konnten nicht mehr durchgeführt werden, und dies führte zu einer immensen Unsicherheit: Wie geht es weiter?
Es ist uns gelungen, die Absolventinnen mit ins Boot zu holen, uns gemeinsam dieser Herausforderung zu stellen und den Unterricht weiterzuführen. Dabei entstanden ausserordentlich kreative Prozesse, die uns alle weitergebracht haben.


Die Arcos gehört zu den 300 Schulen weltweit, die von CIDESCO International anerkannt sind. Der Verband unterstützte uns mit wöchentlichen Webinaren, sodass wir uns international austauschen konnten. Es wurden interessante Möglichkeiten aufgezeigt, wie man digitale Unterrichtsmöglichkeiten einsetzen kann. Zudem wurde diskutiert, in welcher Form die international anerkannte CIDESCO-Prüfung durchgeführt werden kann und wie die praktischen Fächer auch digital abgeschlossen werden können. Dies war enorm wichtig für die
Kosmetikfachschulen, die kurz vor den CIDESCO-Prüfungen standen. Die digitale Vernetzung mit Berufskolleginnen auf der ganzen Welt ist wichtiger denn je geworden.


Ganz besonders standen in dieser Zeit die strikten Hygienemassnahmen und Hygienekonzepte vom BAG im Vordergrund. Die Erfahrungen, die wir in den über 20 Jahren gemacht haben, bildeten die Grundlage, um den Unterricht mit innovativem Einsatz, Flexibilität, gezieltem Umsetzen und sofortigen Anpassungen weiterzuführen. Unsere Teilnehmerinnen schlossen alle erfolgreich mit dem international anerkannten CIDESCO-Diplom ab und erhielten – trotz Corona – eine Anstellung im Kosmetikinstitut oder Wellnessbereich.
Das Kundenbedürfnis hat sich so verändert, dass engagierte Frauen eine neue Herausforderung suchen und die Krisenzeit für eine Weiterbildung nutzen, sich in ihren beruflichen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Unsere Absolventinnen sehen die wirtschaftliche Situation als Chance und setzen mit einer Ausbildung langfristige Perspektiven.


Die Wellnesshotels sind übervoll, das Bedürfnis, sich in näherer Umgebung verwöhnen zu lassen, ist massiv gestiegen. Die Kosmetikbranche erlebt momentan einen grossen Aufschwung und sucht entsprechend ausgebildetes Personal.


In Zeiten von Corona hat E-Learning an zentraler Bedeutung gewonnen. Ich sehe jedoch nicht, dass E-Learning für unsere Branche der alleinige Weg in die Zukunft ist. Es hat uns neue Möglichkeiten aufgezeigt, die durchaus sehr bereichernd und spannend sind. In der Kosmetikbranche stehen der zwischenmenschliche Kontakt, das Umsetzen der manuellen Fähigkeiten im Vordergrund. Präsenzunterricht wird auch künftig ein Schwerpunkt bleiben. Die Hände einer Kosmetikerin können nicht digitalisiert werden.“

Foto: Autor
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Beni Durrer, CEO & Creative Director, Beni Durrer, Berlin

„Als das alles anfing, weiss ich noch, wie alle dachten, das geht gleich wieder vorüber. Wenn ich das damals gewusst hätte, wie lange das dauert, hätte ich viele Entscheidungen anders getroffen. Dadurch, dass ich mit meinem Mann zusammenarbeite und wir ein gutes Team sind, habe ich bis vor Kurzem das Ganze gut weggesteckt. Aber seit ein paar Tagen geht es mir nicht mehr so gut. Das Unterbewusstsein arbeitet, und die Angst ist zermürbend. Das Geld ist jetzt zu Ende, und der Staat hilft einfach nicht – das macht mich fertig.


Unsere neue Kosmetikkabine wurde, drei Wochen bevor Corona seinen Anfang nahm, fertig und ist bis heute nie richtig in Betrieb gewesen. Natürlich läuft die Miete weiter, und die Kosten wurden durch die fehlenden Umsätze bis jetzt nicht amortisiert, und der Staat hilft null, da es keine Vorjahreszahlen gibt! So geht es vielen Kosmetikstudios ...


Unser Vertrieb lief zu Beginn durch das Handdesinfektionsmittel noch ganz gut, aber dann wurde es schnell still. Zu still, der Umsatz bei Make-up und Pflege ist um circa 80 Prozent eingebrochen! Im ersten Lockdown hat kaum mehr jemand etwas bestellt. Ich habe mich damit getröstet, indem ich mir sagte, dass es nicht an mir oder den Produkten liegt, dass die Umsätze nicht mehr da sind. Meine ganzen Aussendienstmitarbeiter haben bis auf einen gekündigt. Zwei Mitarbeiter habe ich in der Krise eingestellt, die aus der Künstlerbranche kamen. Trotzdem ist es sehr schwierig. Niemand braucht im Moment Make-up, die Umsatzeinbussen sind unfassbar. Und wer da alles auf der Strecke bleibt: nicht nur die vielen Visagisten, Maskenbildner und Fotografen, sondern auch die Hersteller, Zulieferer, Rohstofflieferanten ...
Natürlich haben mein Mann und ich über eine Veränderung nachgedacht, denn in der Schweiz, wo ich herkomme, gab es für die Kosmetikstudios und die Friseurgeschäfte nur einen Lockdown vor über einem Jahr. So habe ich in der Schweiz eine Firma gegründet, damit wir – wenn das so weitergeht in Deutschland – unsere Koffer packen und in der Schweiz weitermachen können. Es ist immer gut, einen Plan B zu haben.


Nächsten Monat bringen wir die erste von sechs Duftrichtungen meiner neuen „Beni Durrer HOME“-Linie raus. Natürlich läuft momentan Pflege besser als Make-up, und auch hier haben wir schnell reagiert: Zu Weihnachten brachten wir die „24h-Handcreme“ für strapazierte Haut (Handdesinfektion) heraus und im Januar den „Skin Care Lippenpflegestift“ für Lippen, die unter den Masken leiden.
Meine Make-up-Schule ist seit über einem Jahr zu. Viele Make-up-Schulen haben inzwischen auf digitalen Unterricht umgestellt. Ich stelle mich da immer noch etwas quer, ich bin einfach noch von der alten Schule. Ich will den Schülern den Pinsel richtig in die Hand drücken und die Fehler sofort korrigieren können. Vielleicht sterbe ich gerade aus mit dieser veralteten Idee ... In den letzten 20 Jahren habe ich über 1‘000 Visagisten ausgebildet und dafür die goldene Maske bekommen, darauf kann ich stolz sein. Aber: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Wenn es in den nächsten drei Monaten hier nicht normaler wird, gehen wir in die Schweiz. Aber ich bin sicher, lange kann es nicht mehr dauern.“

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