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Foto: Nattakorn_Maneerat/shutterstock.com
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Seit dem 27. April dürfen Kosmetikinstitute wieder eröffnen. Vier Ihrer Kolleginnen berichten, wie sie die Zeit der Schliessung bis hin zur Wiedereröffnung wahrgenommen haben, welche Lehren sie aus der Situation gezogen haben und wie es war, die ersten Kunden im Institut zu begrüssen.

Fabiola Risi, Schönheitsatelier Professional Beauty, Beckenried 

www.schönheitsatelier.ch  

Wie sicherlich für jedes Geschäft und jede meiner Berufskolleginnen war für mich der Entscheid des Bundesrates vom 16. März zuerst ein Schock! Viele Gedanken schossen zeitgleich durch meinen Kopf, und ich fragte mich, wie schaffe ich es, dennoch für meine Kunden da zu sein und sie bestmöglich während dieser speziellen Zeit zu begleiten und zu betreuen. Da ich aber ein durchaus positiv denkender Mensch bin und immer einfach das Bestmögliche aus jeder Situation mache, fing ich nach den ersten fünf Minuten Schockstarre an, mir Gedanken zu machen, wie ich diese Zeit dennoch für mich und meine Kunden gut nutzen könnte.


Ich förderte den Produktverkauf über Facebook, Instagram und WhatsApp und versuchte, auf diesem Weg stetig mit meinen Kunden in Kontakt zu bleiben. Zudem bot ich auch telefonische Beratungen an. Abgesehen von der Kundenpflege begann ich, Sachen anzupacken, die ich sonst eher etwas schwerfällig vor mir herschiebe – egal ob Fenster putzen oder Keller ausmisten: Ich war eigentlich jeden Tag voll in Action. So hatte ich trotz Zwangspause jeden Abend das Gefühl, ich habe etwas erledigt und konnte einen weiteren Haken auf meiner To-do-Liste machen. Im Grossen und Ganzen läuft die Wiedereröffnung überraschend gut. Ich muss zugeben, ich war natürlich über die Wiedereröffnung sehr erfreut und glücklich, jedoch verspürte ich auch eine grosse Unsicherheit und auch etwas Angst: Gedanken wie „Wird alles wieder so sein wie vor Corona?“ oder „Werde ich sofort wieder Kunden haben?“ schwirrten in meinem Kopf umher. Aber auch diese schweren 
Gedanken versuchte ich, in positive Vibes umzuwandeln, und siehe da, kaum war diese erste Lockerung ausgesprochen, klingelte auch schon mein 
Telefon, und die Anfragen meiner lieben und treuen Kunden kamen rasant. Ich muss dazu sagen, die Anteilnahme meiner Kunden war generell 
während des Lockdowns immens! Ich bekam fast täglich Telefonate und 
E-Mails mit aufmunternden Worten – ich war und bin noch immer sehr 
gerührt darüber.


Die Unsicherheit über die Situation bleibt natürlich noch etwas bestehen. Es geht mir aber gut und ich bin glücklich und voller Motivation, meine lieben Kunden wieder behandeln zu dürfen.

Kerem Buchs, KMB Cosmetics, Luzern

www.kmbcosmetics.ch 

Während ich mein Geschäft geschlossen hatte, habe ich zwar einige Produkte und Gutscheine verkauft, aber umsatztechnisch ist das natürlich nicht vergleichbar, wenn ich das Institut normal geöffnet habe. Darum bin ich nun auch froh, dass ich zu den Kleinunternehmen gehöre, die als eine der ersten wieder eröffnen dürfen. Ich bin ehrlich: Eine dreimonatige Schliessung wäre finanziell eng geworden.


In der Zeit der Schliessung war ich online viel aktiv: Ich habe recherchiert und meinen Instagram-Account gepflegt. Auf meinen Social-Media-Kanal lege ich sowieso grossen Wert. Mein Engagement auf Social Media hat sich ausgezahlt, da ich seit der Wiedereröffnung so sogar Neukundentermine ausmachen konnte. Natürlich haben auch meine Stammkundinnen gleich wieder Termine vereinbart.  
Ich bin froh, dass mein Terminkalender voll ausgelastet ist. Die Kunden wollen wieder Normalität spüren: Vor allem die Mamas geniessen die Zeit für sich und die Ruhe. Generell ist mein Eindruck der, dass die Krise alle ermüdet hat – da kann ich Abhilfe schaffen mit Wohlfühlmomenten und Pflege der müden Haut.


Die Krise war für mich nicht einfach, aber es geht mir gut. Ich bin eine Person voller Tatendrang – optimistisch und lösungsorientiert –, darum war es für mich anfangs schwierig zu akzeptieren, nichts gegen die Krise ausrichten zu können. Aber ich habe gelernt, damit zu leben, und bin dankbar dafür, in der Schweiz zu leben, in der finanzielle Hilfen geregelt sind. Die Freiheit, die wir hier haben, ist besonders – ich weiss, wie gut es mir hier geht, im Vergleich zu anderen Ländern.

Isabelle Ritler, Belle – Haut im Fokus, Luzern

www.belle-kosmetik.ch

Plan A: Klar, man hätte zum Neustart nach dem Corona-Lockdown den Terminkalender richtig knallvoll füllen können, um den verlorenen Umsatz nachzuholen. Dabei die Termine möglichst kurzhalten und alles eng takten. Doch von diesem allgemeinen „Schnell-Höher-Weiter-Wahn“ war ich persönlich bereits vor Corona etwas müde. Und ich merke auch sehr, dass meine Kunden und mein Umfeld sich jetzt nach Erhalt dieser Entschleunigung sehnen. Also habe ich mich für Plan B entschieden: Klasse statt Masse. Pro Gesichtsbehandlung habe ich zwei Stunden reserviert und das den Kunden auch so kommuniziert. Das natürlich auch als empfohlene Schutzmassnahme, damit sich die Kunden nicht im Geschäft kreuzen und genug Zeit für die noch gründlichere Reinigung dazwischen ist. Meine Gäste sind dankbar, dass sie endlich mal wieder etwas für sich machen dürfen. Mit ganz wenigen Ausnahmen konnten alle Termine der letzten sechs Wochen wieder vereinbart werden.


Natürlich hat die Hautverbesserung oberste Priorität, doch alles darf in meiner Ruheoase Platz haben. Der eine will seine Corona-Erfahrungen unbedingt erzählen. Der andere will einfach geniessen und bei mir auftanken, Corona dabei mal vergessen. Für viele war der Weg zum Kosmetiktermin wie ein kleiner Neustart, ein Hauch von Normalität. Nicht selten wurde ein Upgrade dazugebucht wie eine verwöhnende Gesichtsmassage oder ein Extra-Produkt für die Heimpflege dazu gekauft. Es ist wunderschön, wieder Gutes für meine Kunden tun zu dürfen. Das macht mich glücklich. Die Behandlungs-
freie Zeit habe ich intensiv genutzt für Weiterbildung (Webinare), Website-/Angebotsoptimierung und Büroarbeiten im Allgemeinen. Die oberste Priorität war für mich aber, mit meinen Stammkunden in Kontakt zu bleiben. Ich habe sehr viel telefoniert: Beraten am Telefon, Bestellungen von Produkten entgegengenommen, aber auch einfach mal nur mit den Kunden geplaudert. Das war herrlich und wurde sehr geschätzt.


Ich glaube, dass sich die Menschen durch diese Corona-Krise in Zukunft überlegter aussuchen, mit wem und wo sie ihre Zeit verbringen und wo sie ihr Geld ausgeben. Persönlichkeit und ein Termin ohne Zeitdruck werden geschätzt. Ich hoffe sehr, dass es anhaltend bleibt, dass man sich überlegt, was einem guttut und wie man die perfekte Balance zwischen aktivem Berufsleben und Erholung erreicht. Hygiene nicht nur im Körperlichen, sondern auch im Sozialen gewinnt an Stellenwert.


Die anfängliche Ohnmacht hielt bei mir nur kurz an. Ich war so überrascht und gleichzeitig empört. Du hast dir über 15 Jahre ein Geschäft aufgebaut, nimmst Risiken der Selbstständigkeit auf dich und gibst immer von Herzen 100 Prozent. Ich konnte das nicht für möglich halten: Der Schalter stand plötzlich auf off. Schnell habe ich aber für mich entschieden, dass ich nicht im Selbstmitleid versinke. Andere Branchen leiden noch viel mehr unter der ausserordentlichen Situation. Ich entschied, die Zeit möglichst positiv geschäftlich und persönlich zu nutzen – das ist mir gelungen. Ich bin mit allem 
à-jour bereit, mein Bestes abzuliefern, ausgeschlafen und voller Tatendrang.

Susan Meier, Cosmetic Susan Meier, Luzern  

www.cosmetic-susan-meier.ch

Am ersten Tag der Schliessung waren alle Mitarbeiterinnen im Geschäft: Wir haben alle Kunden, die einen Termin für die kommenden fünf Wochen gebucht hatten, angerufen und haben ihnen die Situation erklärt sowie anschliessend einen neuen Termin offeriert. Mit vielen unserer Kunden konnten wir sofort einen neuen Termin vereinbaren und haben gleichzeitig Produktbestellungen aufgenommen. Den verlorenen Umsatz haben wir sogleich notiert für einen allfälligen Beweis für den Antrag auf Kurzarbeit. Den Antrag auf Kurzarbeitergeld habe ich sehr schnell bewilligt bekommen – dafür bin ich sehr dankbar! Das wir mit finanzieller Unterstützung vom Staat rechnen können, ist nicht selbstverständlich und ein grosses Dankeschön wert.


Während der Phase der Kurzarbeit betreute jeweils immer eine Mitarbeiterin von 10.00 bis 16.00 Uhr das Geschäft mit gezielten Aufgaben wie Mails beantworten, Pakete mit Produkten und Gutscheinen packen und auf die Post bringen, einen Teil der Grundreinigung des Geschäfts übernehmen oder Behandlungsabläufe und Arbeitsabläufe dokumentieren.


Und dann sind wir noch das Projekt „Online-Shop“ angegangen: Zuerst reagierte ich ein wenig zögerlich auf die Idee, einen Online-Shop ins Leben zu rufen, aber schnell war mir dann klar, dass es der richtige Zeitpunkt war, dies anzugehen. Die Zeit reichte für dieses Projekt nicht ganz aus, aber wir können uns jetzt bald auf unseren Online-Shop freuen. Zudem installierten mein Team und ich ein Videokonferenz-Tool, über das ich mit Lieferanten in Kontakt kam und so für uns alle Produktschulungen organisierte. Somit hatten wir drei halbe Tage Schulung – wir haben uns virtuell getroffen, unseren Teamgeist gestärkt und sogar noch etwas gelernt. Auf diesem Weg hatten meine Mitarbeiterin Chantale und ich zusammen mit unseren beiden Lernenden Linda und Lorena auch Verkaufsschulungen durchgeführt.


Der Bescheid zur definitiven Öffnung gab dann einen richtigen Schub! Wir haben alles wieder betriebsbereit gemacht, die vorgeschriebenen Hygienemassnahmen den bereits bestehenden angepasst und umgesetzt. Dann 
hatten wir noch ein weiteres virtuelles Teammeeting mit wichtigen Informationen und haben unser Online-Buchungs-Tool wieder aktiviert. Darauf steht das Motto: Auf los geht’s los! Es war toll, alle Mitarbeiter wieder zu begrüssen und ihre Motivation zu spüren. Wir haben uns dann gleich mit der neuen Arbeitsbekleidung vertraut gemacht und unsere Kunden mit dem neuen 
Ablauf bekannt gemacht und freuen uns, endlich wieder unseren schönen Beruf ausüben zu dürfen.


Letztlich war es eine Zeit, in der wir als Team trotz der Distanz einen grossen Zusammenhalt gespürt haben und sehr viel Solidarität von den Kunden und Bekannten erfahren durften und selbst einmal zur Ruhe kamen.

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