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Foto: Red Umbrella and Donkey/shutterstock.com
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Wie hebe ich mich von meinen Mitbewerbern ab? Was kann ich tun, um etwas Besonderes in meinem Institut zu bieten? Eine Konsultationskarte kann hier helfen. Wie das funktioniert, erklärt Kosmetikerin Stephanie Seng.

Unsere Kunden sind heute durch die sozialen Medien besser informiert über Behandlungen und werden mit Angeboten überhäuft. Leider ist es nicht mehr so einfach, sich von allen anderen abzuheben, und doch ver­gessen wir manchmal, ein bis zwei Schritte zurückzugehen.

Warum verbessern wir nicht einfach unsere Serviceleistung? Für meine Neukunden biete ich eine spezielle „kosmetische Erstbehandlung für Neukunden“ an. Bei einer Terminvereinbarung mit einem Neukunden nehme ich mir beim ersten Termin deutlich mehr Zeit. Zum einen, um der Kundin die Möglichkeit zu geben, in Ruhe anzukommen und mich kennenzulernen, zum anderen, um von Anfang an die Haut meiner Kundin kennenzulernen. Hierfür verwende ich eine sehr ausführliche Konsultationskarte mit circa 30 Fragen, die ich im nächsten Step für meine Hautanalyse verwende. Sicherlich sind einige Kunden verwirrt, da sie es nicht gewohnt sind, doch nach einer kurzen Erläuterung, warum diese Fragen so wichtig sind, bauen auch sie Vertrauen auf.

Die Konsultationskarte

Meine Konsultationskarte ist in vier Kategorien eingeteilt:

1. Der erste Teil bezieht sich auf die Gesundheit der Kundin.

Natürlich frage ich nach ärztlichen und hautärztlichen Behandlungen in der Vergangenheit, ob sich die Kundin derzeit in ärztlicher Behandlung befindet, und nach Nahrungsergänzungsmitteln und Medikamenten.

Oft sind es schon erste Kleinigkeiten, wie die Entfernung eines Lentigo solaris, eine hautärztliche Untersuchung, weil die Kundin vielleicht unter Akne leidet, oder eine Schilddrüsenuntersuchung.

Als Beispiel möchte ich ein wenig mehr zu einer möglichen Schilddrüsenerkrankung aufzeigen. Es gibt viele Untersuchungen zu Schilddrüse und Haut: Bei einer Unterfunktion ist die Haut häufig gespannt, trocken, schuppig und wirkt wächsern verdickt und blass. Bei einer Überfunktion ist die Haut häufig sehr warm, weich und vielleicht feucht und schwitzig, sie wirkt eher glatt und rosig. Hierbei gilt des Weiteren zu beachten, dass sich beispielsweise beide Schilddrüsenmedikamente auf der Haut bemerkbar machen können.

L-Thyroxin, das häufig bei einer Unterfunktion eingesetzt wird, kann tatsächlich zu vermehrten Hautunreinheiten, Gesichtsröte, dünner und trockener Haut mit Juckreiz führen. Die Thyreostatika, die bei einer Überfunktion eingesetzt werden, können zu allergischen Hautreaktionen führen. Bei der Frage nach Nahrungsergänzungsmitteln stellt sich unter Umständen heraus, wie viel Wert die Kundin auf ihre Gesundheit legt: ob sie selbst irgendwelche Mangelerscheinungen empfindet, wie sie sich ernährt und welchen Lifestyle sie lebt. Der Lifestyle spielt eine grosse Rolle bei der Hautanalyse, denn unser moderner, hektischer Lifestyle geht auch auf die Haut über. Hektik, Stress, ungesunde Lebensmittel und weitere Faktoren wirken sich negativ auf das Hautbild aus und begünstigen Unterlagerungen, Pickel, schuppige und trockene Haut sowie Falten und Linien.

Ebenso interessant ist die Frage, ob die Kundin regelmässig Sport treibt. Sport hat eine positive Wirkung auf unsere Haut. Er fördert die Zellerneuerung und Durchblutung der Haut. Intensives Training führt zur Produktion von Wachstumshormonen und sorgt für eine bessere Durchblutung und bedingt dadurch eine erhöhte Bereitstellung von Sauerstoff und Nährstoffen für die Haut. Abgesehen davon führt Sport zur Produktion von Glückshormonen, und dies senkt den Stresslevel. Auf meiner Karte bitte ich die Kundin, ihren Stresslevel anzugeben. Dauerhafter Stress führt zum Beispiel zu fahler und trockener Haut, Hautfalten und Linien treten verstärkt auf, und die Augenpartie zeichnet häufig dunkle Augenringe und Tränensäcke ab.

Weitere Fragen, die ich an dieser Stelle nicht weiter ausführe, beziehen sich auf vorhandene Allergien und ob die Kundin sich gerne sonnt beziehungsweise das Solarium besucht.

Tipp: Aus meiner Erfahrung heraus kann ich eine Konsultationskarte absolut empfehlen. Bei meinen Stammkunden frage ich stets vor einer Behandlung einzelne Punkte noch einmal ab bzw. trage Veränderungen ein. Somit gehe ich stets auf die Wünsche meiner Kunden ein und lerne sie deutlich besser kennen. Meine Kunden schätzen diesen Service und diese Aufmerksamkeit sehr.

Foto: Autorin
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2. Der zweite Teil bezieht sich auf die Haut der Kundin.

Er beginnt mit einer ersten Selbsteinschätzung der eigenen Hautbedürfnisse. Die Frage danach ist besonders wichtig, denn hier bietet sich die Möglichkeit, mit der Kundin direkt ins Gespräch zu kommen. Wie schätzt sie ihre Haut ein? Was stört sie an ihrer Haut? Denn wir dürfen nicht vergessen: Die wenigsten Kundinnen kommen zu uns, um sich ausschliesslich zu entspannen. Sie kommen zu uns, damit wir ihre Hautprobleme lösen.

Während die Kundin diese Frage beantwortet, überlege ich mir bereits, welches Treatment das richtige ist und welche Produkte im Nachklang zu meiner Kundin passen. Dies kann sich natürlich während der folgenden intensiven Hautanalyse wieder ändern, dennoch muss ich stets versuchen, die Wünsche der Kundin mit zu berücksichtigen.

Selbstverständlich frage ich meine Kundin nach den Pflegeprodukten, die sie zu Hause verwendet. Hier zeichnet sich ab, wie viel Wert die Kundin auf Hautpflege legt, wie viel Zeit sie bereit ist zu investieren und natürlich, welche Produkte eventuell fehlen. Um möglichst viele Kontraindikationen für mögliche Treatments auszuschliessen, beziehen sich alle weiteren Fragen auf Hautunterspritzungen, chemische Peelings und Dermabrasionen in den letzten Monaten und die Verwendung von schälenden Medikamenten und Cremes. Ebenso ist es mir wichtig zu erfahren, wie meine Kundin ihre Haut schützt und welchen Lichtschutzfaktor sie verwendet.

 3. Der dritte Teil richtet sich ausschliesslich an meine weibliche Kundschaft.

Hierbei handelt es sich um die sogenannten hormonellen Fragen. Welches Verhütungsmittel verwendet meine Kundin? Bei der Antibabypille ist bekannt, dass sie häufig zu einer Verbesserung von Hautunreinheiten führt, aber ebenso Pigmentverschiebungen begünstigt.

Natürlich ist es ebenso wichtig zu wissen, ob meine Kundin schwanger ist oder sich gerade in einer Stillzeit befindet. Bei einer Schwangerschaft sollten Cremes gegen Pickel und Pusteln vermieden werden. Gründe dafür sind die in ihnen enthaltene Salicylsäure und das Retinol, die ein gesundheitliches Risiko für Mutter und Kind darstellen können, denn diese Substanzen hemmen die körpereigene Produktion von Prostaglandinen und schädigen so Nieren und Herz des Ungeborenen. 

Aber auch Anti-Aging-Produkte enthalten Retinol. Wenn das in Retinol enthaltene Vitamin A in hoch dosierter Form eingenommen wird, kann das ebenfalls zu Gesundheitsschäden beim Ungeborenen führen. Da auch der weibliche Zyklus eine wichtige Rolle spielt, stelle ich ebenso die Frage nach einer aktuellen Menstruation. Denn die Hormone haben einen grossen Einfluss auf unsere Haut. Einige Frauen erleben Hautveränderungen während ihrer Menstruationszyklen: ob fettige Haut während des Eisprungs, unreine Haut vor der Regelblutung oder sogar Hautverfärbungen während der Regelblutung.

4. Der vierte Teil bezieht sich ausschliesslich auf die Ziele und Wünsche meiner Kundin.

„Was möchten Sie mit der heutigen Behandlung erreichen?“ ist für unsere Behandlung eine unerlässliche Frage. Liegt die Priorität der Kundin auf dem Entspannungs- oder Erholungsfaktor, oder möchte sie nach der Behandlung definitive Veränderungen sehen, beispielsweise nach einer Aquadermabrasion, einem Needling oder einer Ultraschallbehandlung?

Fazit

Das Ausfüllen der Konsultation und das daraus entstandene Gespräch dauern geschätzt 30 Minuten. Das sind 30 Minuten, die sich lohnen. Denn die neue Kundin hat sofort Vertrauen gefasst, und als Hautpflegeexperten haben wir einen grossen Pool an Informationen, um die richtige Behandlung zu wählen und unsere neue Kundin glücklich zu machen.

Ebenso besteht nun die Möglichkeit, im Nachfolgenden der Kundin ein individuelles Pflegekonzept für zu Hause vorzustellen. Die Informationen über die Produkte, welche sie bereits verwendet, von welchem Anbieter diese sind und welche ihr noch fehlen, ermöglichen uns ein massgeschneidertes Programm.

Foto: Autorin
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Autorin
Stephanie Seng

Die Kosmetikerin und Hautpflegeexpertin betreibt ihr eigenes Institut Schoonheid Cosmetics in der Nähe von Freiburg. Sie hat sich auf die Gesundheit der Haut und die individuelle Hautpflege und Skincoaching spezialisiert.

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