Megatrend Psycare

Vor dem Hintergrund politischer Spannungen, einer Rezession, eines Krieges, einer Klimakrise und einer globalen Gesundheitskrise weitet sich die Definition von Schönheit auf das psychische Wohlbefinden aus. Angesichts der Tatsache, dass das heutige Leben als „permanente Krise“ beschrieben wird, ist es keine Überraschung, dass sich die Verbraucher ausgebrannt fühlen. Stressbedingte Krankheiten und Schlafstörungen sind auf dem Vormarsch. Für viele Konsumenten ist die Suche nach Glück wichtiger als das Streben nach Erfolg. Mit dieser neuen Denkweise, die Vergnügen und Beruhigung in den Vordergrund stellt, entwickelt sich eine neue Definition von Schönheit: psychologisches Wohlbefinden, Selbstfürsorge und Gesundheit geben den Ton an. Psycare heisst das neue Konzept, und es ist nicht nur ein blosser Trend, sondern eine einflussreiche neue Schönheitskategorie.

Das Erlebnis verstärken

Als eine Reaktion auf den sich verändernden Status quo suchen die Verbraucher nach Schönheits- und Körperpflegeprodukten, die ein tieferes Erlebnis bieten, das über die Ästhetik hinausgeht und die Wirkung der Zeit, die sie für sich selbst aufwenden, verstärken. Sie interessieren sich für Beauty-Produkte und -Routinen, die ihr Wohlbefinden steigern, ihre psychische Gesundheit verbessern, Stress abbauen und einen unruhigen Geist beruhigen können. Der Bericht „The 2022 State of Consumers“ von Nielsen IQ erwähnt, dass auf die Frage „Welche Bereiche werden in den nächsten 12 Monaten für Sie wichtig sein?“ die häufigste Antwort „mentales Wohlbefinden“ war, die von 65 Prozent der Befragten gewählt wurde. Stressbewältigung/Entspannung/Schlaf“ war die viertwichtigste Antwort, die von 59 Prozent der Befragten angegeben wurde.

Ganzheitlichkeit ist gefragt

Die Priorisierung der psychischen Gesundheit begünstigt einen ganzheitlichen Ansatz für die Schönheit. Beauty-Marken versuchen aktiv, die Stimmung ihrer Kunden zu heben. Sie greifen dabei auf Behandlungen zurück, die auf traditioneller und ganzheitlicher Medizin basieren, etwa durch den Einsatz adaptogener Kräuter oder die Inspiration aus den Mondphasen. So werden Verbraucher – und die Marke – auf neue Weisen miteinander verbunden, was Resonanz jenseits des Einzelnen hat. Je nach Blickwinkel kann dies einer Behandlung eine beinahe spirituelle Dimension verleihen und ein Gefühl der Heilung auf allen Ebenen hervorrufen.

Es gibt heute schon Marken, die mit Psychedelika experimentieren. So bietet ein US-amerikanisches Unternehmen derzeit orale Sprays für „Energie, Immunität und Entspannung“ an, die mit verschiedenen Arten funktioneller Pilze versetzt sind. Die Marke hat die gemeinnützige Organisation „Microdosing Collective“ ins Leben gerufen, die sich auf Psilocybin und Microdosing konzentriert mit dem Ziel, die öffentliche Politik in den USA in Bezug auf Microdosing und Wellness zu beeinflussen.

Umgang mit Einsamkeit

Einsamkeit wird von einem Tabu zu einem Thema, das direkt angegangen wird, sei es durch den gezielten Aufbau einer Gemeinschaft rund um eine Marke oder durch die Herstellung von Düften, die sich positiv auf den emotionalen Zustand eines Menschen auswirken können, sowie durch Nahrungsergänzungsmittel, die unzählige Möglichkeiten für Innovationen bieten. Ein Beispiel: Pregnenolon, ein körpereigenes Steroid, ist Gegenstand laufender Studien, um herauszufinden, ob es hilft, die mit Einsamkeit verbundenen Ängste zu lindern.