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Hormonbedingt

Foto: Trig/Shutterstock.com

Die Sexualhormone dienen der Steuerung der Sexualorgane, haben aber auch Einfluss auf das Gewebe, die Talgdrüsen und die Haarwurzeln. Bei beiden Geschlechtern gibt es sowohl männliche als auch weibliche Sexualhormone im Körper. Sie werden jedoch in unterschiedlichen Mengen produziert. Östrogene und Gestagene sind die weiblichen Sexualhormone, die eigentlich für die Steuerung des Menstruationszyklus der Frau zuständig sind. Ebenso wie männliche Sexualhormone (Androgene) haben sie aber auch Auswirkungen auf das Hautbild. Östrogene wirken als Gegengewicht zu männlichen Hormonen. Durch den Einfluss von Östrogenen werden die im Blut zirkulierenden Androgene vermindert. Dieser Prozess drosselt auch das Wachstum und die Produktion der Talgdrüsen. Die Gefahr starker Akneausprägungen sinkt. Gleichzeitig stabilisieren die Östrogene den weiblichen Zyklus.

Gestagene, wie Progesteron (Gelbkörperhormon) beeinflussen den weiblichen Zyklus vielfältig. So können sie z.B. den Eisprung verhindern. Sie haben auf das Hautbild eine sehr unterschiedliche Wirkung. Man unterscheidet die antiandrogenen und die androgenen Gestagene. Antiandrogene Hormone (Dienogest, Cyproteronacetat) kommen in der Aknebehandlung zum Einsatz und senken den Testosteronspiegel. Dadurch wird die Wirkung des männlichen Dihydrotestosterons gehemmt und somit die Talgdrüsenfunktion normalisiert. 

Androgene als Auslöser

Bei Akne handelt es sich um eine Androgen-vermittelte Krankheit – ohne Androgene könnte Akne nicht entstehen. Die Androgene (griechisch andro für „männlich” und gen für „erzeugend”) sind männliche Sexualhormone. Androgen wird als Oberbegriff für jede natürliche oder synthetische Substanz verwendet, die der Entwicklung und Erhaltung der männlichen Merkmale (Geschlechtsorgane, vermehrtes Haarwachstum usw.) dient. Das bekannteste Androgen ist das Testosteron. Weitere sind Dehydroepiandrosteron (DHEA) und Dehydroepiandrosteron-Sulfat (DHEA-S). 

Bei Männern wird Testosteron vor allem in den Hoden produziert, ein weitaus geringerer Anteil in der Nebennierenrinde. Bei Frauen produzieren sowohl die Eierstöcke als auch die Nebennierenrinde Testosteron, jedoch in viel geringeren Mengen. Das Androgen Testosteron bildet das Endprodukt Dihydrotestosteron (DHT), welches für die Stimulation der Talgdrüsen verantwortlich ist und die Bildung von Hornzellen auf den Talgdrüsen begünstigt. Diese „Hornpfropfen” verhindern das Abfliessen des Talgs. Es entstehen Komedonen/Mitesser und später Pickel, die sich zur Akne ausprägen können. Die Talgdrüsen vieler Menschen reagieren sehr empfindlich auf einen erhöhten Testosteronspiegel und die damit verbundene Ausschüttung von Dihydrotestosteron. Je mehr davon im Körper produziert wird, desto mehr Talg wird eingelagert und desto stärker ist die Gefahr der Verhornung. Bodybuilder z.B., die anabole Steroide zu sich nehmen, haben nicht selten aufgrund des Androgenspiegels eine Neigung zu Akne. 

IGF-1 und Insulin

Neben den Sexualhormonen wirken auch IGF-1 und Insulin wie ein Booster auf die Androgene. Sie sind sehr ähnlich aufgebaut und beeinflussen gegenseitig ihre Ausschüttung. Insulin reguliert den Blutzuckerspiegel und somit die Energieversorgung der Zellen. IGF-1 ist ein Wachstumshormon und beteiligt am Knochen- und Muskelaufbau. Beide Hormone erhöhen die Empfindlichkeit der Rezeptoren für Androgene und fördern so die Talgproduktion. IGF-1 fördert auch die Androgenbildung in den Eierstöcken.

Prämenstruelle Akne

Die prämenstruelle Akne taucht meist kurz vor der Menstruation auf; danach verbessert sich das Hautbild rasch wieder. Kurz vor der Periodenblutung kommt es zu schmerzhaften Knötchen bzw. Pickeln im Wangen-, Kinn- und Mundbereich. Sichtbar wird – parallel dazu –  auch eine gesamte Zunahme des Talgflusses: Die Haut wird fettiger und das Haar fettet schneller nach. Es scheint eine veranlagungsbedingte Empfindlichkeit der Talgdrüsenrezeptoren gegenüber den Hormonkonzentrationen vorzuliegen. Eine Hormonstörung scheint nicht zu bestehen, die Hormonspiegel sind im Normbereich. 

Akne in den Wechseljahren

Aknepatientinnen um die 50 Jahre – dies ist schon lange keine Seltenheit mehr. In den Wechseljahren tritt nämlich im Gegensatz zu vorher, bereits in der ersten Zyklushälfte der Pickelschub auf. Grund ist die Verschiebung der Hormone. Ausserdem führt die Einnahme des „Wechseljahrhormons“ Gestagen nicht selten zu Akne. Gestagen bringt nämlich eine androgene Restwirkung mit sich. Diese wirkt ähnlich wie männliche Hormone dies tun und löst so Pickel aus. Umweltgifte tragen häufig noch zu den daraus resultierenden Zyklusschwankungen ihren Teil bei.

Stress – ein Aknenährboden

Wer viel Stress hat, muss mit einer Überproduktion von Talg rechnen. Im aufgestauten Talg vermehren sich Bakterien leicht - die typische Entzündung der Akne entsteht. Stress setzt im Organismus eine Kaskade von Hormonen frei: Kortison, Adrenalin und  Testosteron. Sie sind die „Zerstörer“ des glatten, ebenmässigen Teints. Bei Frauen führt ein stressbedingter Überschuss an Testosteron zu einem Durcheinander der weiblichen Zyklushormone. Dies ist der Grund, warum Pickel bei Frauen häufig zyklusabhängig sind. 

Dr. med. Cordula Ahnhudt
Die Autorin ist Fachärztin für Dermatologie. Sie leitet das mySkin Haut- und Laserzentrum auf Mallorca.

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