Das Skincare ABC der Vitamine: Vitamin A
In dieser Serie stellt Ihnen unsere Gastautorin Mihaela Rankova drei wichtige Vitamine in der Hautpflege vor. Den Auftakt macht Vitamin A, besser bekannt als Retinol. Ein Wirkstoff, der schon seit Jahren nicht mehr aus der Hautpflege wegzudenken ist.
Vitamine spielen längst nicht mehr nur in der Ernährung eine Rolle. Auch in Kosmetika können sie unserer Haut Gutes tun. Kein Wunder also, dass diese essenziellen Stoffe auch in den Tuben und Tiegeln unseres Kosmetikregals schlummern. Vieles hat sich in der Beauty-Branche in den letzten Jahren verändert: So sind Cremes und Seren teils deutlich besser und konzentrierter geworden. Doch nicht nur das: Auch die Kunden und Endverbraucher sind zunehmend informierter und fordern bessere und gezieltere Wirkstoffe. Social Media ist hier Fluch und Segen zugleich. Während viele Dermatologen ihre Tipps auf Instagram preisgeben, werben auch selbsternannte Beautygurus für ihre eigens entwickelten Cremes und Wunderprodukte. Wer verliert in diesem Dschungel an Produkten nicht den Überblick? Nun möchte ich für etwas mehr Klarheit sorgen. Denn meiner Meinung nach sollte man verstehen, warum es gilt, auf die richtigen Inhaltsstoffe zu setzen und vor allem, was diese in der Haut bewirken. Die wichtigsten Vitamine für die Haut sind A, B und C. Dermatologen und Skincare Junkies wie ich es eine bin, reden gerne vom „ABC der Hautpflege“. In diesem Artikel steht das Vitamin A im Fokus.
Fett- und wasserlösliche Vitamine
Die Vitamine A, D, E und K gehören zu den fettlöslichen Vitaminen. Wenn wir zu viel oral konsumieren, wird die überschüssige Menge im Körper gespeichert. Das ist nicht ganz ungefährlich, da eine Überdosis Vitamin A die Leber belasten könnte. Daher sollten fettlösliche Vitamine nur in geringen Mengen als Nahrungsergänzungsmittel eingenommen werden. Aber keine Sorge: Solange Sie sich normal ernähren, ist es praktisch unmöglich eine Überdosierung herbeizuführen.
Das für die Haut so wichtige Vitamin A ist in vielen Lebensmitteln enthalten: Karotten, Spinat, Milchprodukte, Eigelb, Tomaten, rote Paprika, und Broccoli – um nur einige aufzuzählen. So sollte beispielsweise Karottengemüse bestenfalls mit etwas Öl oder Butter verzehrt werden, da das enthaltene Beta-Carotin nur so vom Körper aufgenommen werden kann. So verhält es sich übrigens mit allen fettlöslichen Vitaminen.
Die B-Vitamine (zum Beispiel B1, B2, B6, Niacin, Pantothensäure und Biotin) sowie das wichtige Vitamin C sind wasserlöslich. Überschüsse an wasserlöslichen Vitaminen sind aber selten ein Problem, da sie einfach wieder vom Körper ausgeschieden werden können.
Vitamin C und D bilden eine tragende Säule für das gesamte Immunsystem. Die Abwehrzellen der Haut und des Körpers benötigen diese in erster Linie für ihre Arbeit.
Ein starkes Vitamin-A- oder -C-Defizit in der Haut, lässt sich kaum nur durch die Ernährung ausgleichen, da diese Vitamine auch von der Haut verstoffwechselt werden müssen. Deshalb setzt die Kosmetikindustrie nun vermehrt auf die richtigen Derivate in Kosmetika.
Vitamin A – Retinoid
Was kann Retinol und was macht es mit der Haut? Ganz einfach – alles!
Über Retinol weiss nun langsam jeder Bescheid. In den Drogerien, im Fernsehen, auf Instagram – überall sieht man diesen Wirkstoff, als ob er „neu entdeckt“ wurde. Der Retinol-Hype ist real. Dabei ist es einer der am besten untersuchten Wirkstoffe der Hautpflege und schon seit Jahrzehnten in Gebrauch. Aber wissen Sie auch, was Retinol überhaupt bewirkt?
Alles, was eine gesunde, strahlende Haut ausmacht, ist ein Resultat von ausreichender Vitamin-A-Versorgung. Natürlich kann es nicht gänzlich alles, hydrierend ist es beispielsweise nicht. Trotzdem kann es eine ganze Menge:
Vitamin-A-Mangel
… ist wahrscheinlich der am weitesten verbreitete Mangel in der Haut. Die meisten Menschen wissen gar nicht, dass sie ein chronisches Vitamin-A-Defizit haben. Das natürliche Vitamin A in unserer Haut ist lichtempfindlich und wird jeden Tag vom Sonnenlicht zerstört. Dieser Prozess beschleunigt unsere Hautalterung. Doch nicht nur UV-Strahlen zerstören das Vitamin A, auch mit fortschreitendem Alter nimmt dieses stetig ab, weshalb die topische Anwendung immer wichtiger wird, selbst bei gutem UV-Schutz.
Das häufigste Hautpflegeproblem bei Männern und Frauen sind Sonnenschäden, und dass, obwohl die langfristigen Auswirkungen der Sonneneinstrahlung bekannt sind. Mit einer täglichen Zuführung von Vitamin A können wir das Defizit mindern und vor allem die Haut von innen gegen UV-Strahlung schützen.
Was bewirkt Vitamin A?
Die Haut muss tagtäglich viel leisten und sich vor freien Radikalen und vielen Umwelteinflüssen schützen. Ohne Vitamin A müssen die Schutzzellen aufgeben und verlangsamen so die Produktion von Abwehrmaterialien. Viele kennen Vitamin A mit dem Namen seiner reinen Form als Retinol und dem Derivat Beta-Carotin, mithilfe dessen das Vitamin selbst im Körper aufgebaut wird. Die Zellerneuerung wird stimuliert und die Haut geglättet. Das lässt die Haut widerstandsfähiger, praller und vitaler werden. Übrigens: Beta-Carotin ist auch das beste intern wirksame Hautschutzmittel gegen UV-Strahlung.
Die richtige Dosierung
Steigt man zu schnell und/oder zu stark mit Vitamin-A-Produkten ein, kann die Haut durchaus überfordert sein. Eine Überdosierung von Vitamin A zeigt sich mit Rötungen, Abschuppungen und Hautreizungen. Normalerweise klingen diese Symptome innerhalb weniger Stunden bis einigen Tagen ab, wenn die Dosierung ausgesetzt wurde. Leider kenne ich viele solcher Fälle. Oft sind es Kundinnen, die selbst zu Retinoidprodukten gegriffen oder zu hoch dosierte Produkte von der Hautärztin verschrieben bekommen haben. Die Haut ist gestresst, gereizt und empfindlich – das Gegenteil von Anti-Aging. Eine verzweifelte Kundin sagte einst zu mir: „Ich probierte Vitamin A schon früher. Ich bekam Pickel, Rötungen und trockene Haut. Meine Haut war nach der Behandlung mit Retinol in einem schlechteren Zustand als davor.“
So musste ich nicht nur die Haut wieder beruhigen und stabilisieren, sondern auch das Vertrauen der Kundin zu Vitamin A wiederaufbauen, bevor ich mit unserem Hautplan weiter fortschreiten konnte. Die Retinoidreaktion entsteht nur, wenn das Vitamin A nicht richtig umgesetzt werden kann. In diesem Fall empfiehlt sich eine tiefere Dosierung und vor allem eine mildere Form von Retinoid, wie zum Beispiel Retionyl Palmitate, das besser verträglich ist als reines Retinol oder gar Tretinoin. Mit einer tieferen Stufe kann die Haut den Umsetzungsprozess besser erlernen. Die Devise: Weniger ist hier am Anfang mehr! Tief starten und langsam aufbauen.
Fazit
Umweltbedingte Hautalterung ist das direkte Resultat von UV-Licht verursachtem Vitamin-A- und -C-Defizit. Korrigiert man dieses Manko, erreicht man mit Leichtigkeit eine bessere, gesündere Haut. Doch Skincare ist heutzutage nicht nur von aussen wichtig, sondern genauso auch von innen. Eine ausreichende Vitamin-A- und -C-Zufuhr durch Lebensmittel ist für alle Zellen essenziell. Möchte Ihre Kundin mit Retinoidprodukten beginnen, sollten Sie sie am besten vorher gut beraten. Bieten Sie eine Hautanalyse an, die den Hautzustand ermittelt, und in der Sie die Ziele der Kundin besprechen. Darauf folgt ein „Hauttrainingsplan“. Bei diesem erstellen Sie Ihrer Kundin einen auf ihre Haut abgestimmten Behandlungs- und Pflegeplan. Gute Haut erfordert tägliches „Training“ und die richtigen Vitamine.
Das kann Vitamin A |
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Die Arten von Vitamin A |
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Geordnet von schwach nach stark:
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MIHAELA RANKOVA
Die Autorin ist Besitzerin des Kosmetikstudios Miracle Beauty im Herzen von Zürich und ist spezialisiert auf medizinische und apparative Kosmetik sowie Permanent Make-up und Microblading. www.miraclebeauty.ch
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