Besser vorbeugen als heilen

Nehmen wir Frau Muster als Beispiel. Frau Muster ist 57-jährig, benutzt (wenn überhaupt) Produkte aus dem Supermarkt und wäscht ihre Haut nur mit Wasser. Ausserdem mag sie es, in der Badi zu „sünnälä“, dazu eine Zigarette zu rauchen und ein Cüpli zu trinken. Da sie gehört hat, Sonnenschutz sei sowieso nicht so gesund und hemme den Bräunungsprozess, hat sie meist darauf verzichtet, was ihr natürlich auch den ein oder anderen Sonnenbrand eingebracht hat. 

Nun steht Frau Muster fast schon etwas verzweifelt in unserem Kosmetikstudio und schaut uns mit hoffnungsvollen Augen an, als sie nach einer Lösung für ihre Pigmentflecken und stark gealterte, erschlaffte Haut fragt. Natürlich können wir dieser Kundin helfen, jedoch wird es viel Geduld, Zeit, Geld und natürlich auch einiges an Mitarbeit von ihrer Seite aus brauchen. Und klar sind unsere Kompetenzen als Kosmetikerinnen an einem gewissen Punkt auch einfach überschritten. Ausserdem – ein Wundermittel gibt’s nicht. 

Leider liegt es in der Natur des Menschen, erst zu reagieren, wenn es schon fast zu spät ist. Ausserdem versuchen wir in der westlichen Kultur eher, bestehende Probleme zu behandeln als diesen vorzubeugen. Erschwerend kommt hinzu, dass „Beauty“ in der Schweizer Kultur nicht gerade grossgeschrieben wird. Das hat auch damit zu tun, dass viele Hautschäden sich erst nach Jahren zeigen und somit auch erst dann als störend empfunden werden. Getreu dem Motto „Was ich nicht weiss, macht mich nicht heiss“. 

Um eine Haut jedoch gesund und auch im hohen Alter schön zu halten, ist eine präventiv orientierte Pflege der Haut unumgänglich. So können nämlich oftmals aggressive Wirkstoffe und invasive Eingriffe herausgezögert oder sogar gänzlich vermieden werden! 

Da ich die Lehre als Kosmetikerin EFZ gemacht habe, habe ich mich natürlich bereits in sehr jungen Jahren mit der Haut und deren Pflege auseinandergesetzt. Natürlich bin auch ich nicht frei von Sünde, jedoch habe ich die Wichtigkeit der Prävention schnell erkannt. 

Wie oft ich mich nur schon für „normale“ Gesichtsbehandlungen rechtfertigen musste …: „Du hast doch eine schöne Haut, das hast du doch nicht nötig“, „du brauchst das doch noch gar nicht, du bist ja noch so jung...“ Eines vorneweg: Niemand braucht eine Behandlung, einen Eingriff et cetera. Man will es. Für mich gehört Beauty zu einem gesunden Lifestyle, ist eine bewusste Entscheidung und hat viel mit Selbstliebe zu tun. Die Haut ist schliesslich unser grösstes Organ und übernimmt viele essenzielle Funktionen unseres Körpers. 

In den 15 Jahren, in denen ich bereits in diesem schönen Beruf arbeite, habe ich mich speziell auf die Behandlung der Haut spezialisiert. Ein Schwerpunkt ist die Prävention, der „heilige Gral“, wenn es um eine schöne Haut geht. 

Genau dieser Beauty-Lifestyle, fest integriert in die Kultur, ganz normaler Bestandteil eines Alltags, hat mich an Südkorea immer fasziniert. Als Pioniere der Schönheitsindustrie sind die Produkte an Innovation, Qualität und Technologie kaum zu überbieten. Kein Wunder, dass der K-Beauty-Trend auch bei uns rasant wächst. Hoffentlich integriert sich eine ausgeprägte Selfcare- und Kosmetikroutine auch bald mehr in unseren Alltag. Es ist an der Zeit, den Fokus auf vorbeugende Massnahmen zu lenken und zu verstehen, warum sie effektiver und einfacher sind.